Beiträge aus dem 
aktuellen Schuljahr
 


Geschichten aus der Deutsch-Intensivierung


Der Brunnen der Urd


Kapitel 3 Zurück bei meinen Freunden
Es war stockdunkel. Ich wusste nicht, wo ich war, mir war kalt und ich hatte ein mulmiges Gefühl. "Hoffentlich finde ich wieder nach Hause zurück", seufzte ich. Da entdeckte ich plötzlich ein grelles Licht. Langsam bewegte ich mich darauf zu. Es wurde immer heller. Mittlerweile musste ich meine Augen schließen, bis sie sich an den Lichtkegel gewöhnen konnten. Ich konnte Bäume erkennen und zog mein Handy aus der Hosentasche und drückte auf GPS, weil ich nicht wusste, wo ich mich befand. Äh, Moment GRIECHENLAND. "Oh Mist!", dachte ich mir. Plötzlich vernahm ich leise Geräusche und vor mir standen zwei wurmartige Wesen, naja, ich war ja inzwischen einiges gewöhnt… "Hi!", begrüßte ich die beiden freundlich. "Hallo!", antworteten die Würmer, "was willst du in Griechenland, Erdling?" "Ich bin gerade aus der Unterwelt herausgekommen und weiß nicht wirklich, wo ich bin." "Und was wolltest du in der Unterwelt?", fragten die beiden erstaunt. Verwirrt kratzte ich mich am Kopf. Sollte ich jetzt den Wurmlingen wirklich die ganze Geschichte von dem missglückten Fahrradausflug und von Gargarensis erzählen? "Na ja, das ist eine sehr lange Geschichte! Die kann ich jetzt nicht ganz erzählen. Das würde ja ewig dauern! Und eigentlich will ich wieder nach Hause", seufzte ich mutlos. "Verständlich", murmelte einer der beiden. "Wie heißt denn ihr zwei und woher kommt ihr?", fragte ich interessiert. "Ich bin 4-47nz und das ist mein Bruder 4-48nz. Wir kommen vom Planeten 99-23-56-18pz! Das ist 31542 Lichtjahre entfernt!" (Leises Getuschel und Gerechne) "Das müsste dann 995.389.819.200km entfernt sein, oder?", fragte ich. Mir wurde bei dieser Vorstellung schon ganz schwindelig. "Da hast du Recht. Ich habe mir neulich einen Taschenrechner eingebaut", antwortete 4-47nz. "Das hättest du ja auch gleich sagen können", maulte ich, "jetzt habe ich ganz umsonst gerechnet!" "Na, das macht nichts, das ist eine gute Übung für den Matheunterricht. Soll ich dir mal sagen, was ich alles kann?", gab 4-47nz an, "ich kann rechnen, lesen, schreiben,..., dumm sein und beamen." "BEAMEN!?", fragte ich ungläubig, "dann beame mich auf der Stelle nach Hause! Ich bin voll müde", schnauzte ich ihn an. "Wir müssen zuerst den Langstreckentransmitter vorwärmen und das dauert genau 18 Stunden. So lange müssen wir uns ausruhen", erklärte 4-48nz. Das hatte mir gerade noch gefehlt! Ich war auf 180. Doch schon vernahm ich laute Schnarchgeräusche. Langsam drehte ich mich um. Und da sah ich es: Sie lagen tatsächlich schon schnarchend auf dem Boden. Wie konnten die nur so schnell einschlafen? Mann wäre das cool, wenn ich so einen gesunden Schlaf hätte. Doch bald fiel auch ich in einen tiefen Schlaf, der sich aber leider nicht lange so hielt. Nach drei Stunden wachte ich völlig durchgefroren wieder auf. Die beiden Wurmlinge schliefen noch tief und fest. Aufgeregt ging ich zu ihnen hin und suchte nach ihrer Beamzelle oder etwas Ähnlichem. Ich hatte jetzt endlich genug. Ich wollte mal nach Hause. Verwirrt lief ich durch die Gegend und suchte nach Ideen, wie ich diesen Apparat finden könnte. Da sah ich plötzlich einen blinkenden, giftgrünen Schimmer durch die Bäume. "Das musste die Zelle sein!", dachte ich aufgeregt und rannte sofort darauf zu. Da stand ich nun vor einer riesigen chromglänzenden Röhre, in die eine Türe aus Messing eingearbeitet war. Es zischte. Die Tür öffnete sich und ich sah hunderte von Knöpfen blinken. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Nach langem Überlegen wählte ich einen großen grünen Knopf aus und betätigte ihn. Plötzlich ruckelte und fauchte es gewaltig, wie bei einem Erdbeben. "Bitte Zielort auswählen", sprach eine blecherne Stimme. "Hä?", fragte ich verwirrt. Das Ruckeln wurde immer stärker, ich stolperte und fiel auf einen Knopf. "Sie haben den Planeten Mars gewählt. Bitte bestätigen Sie!", befahl die Stimme. "Ja, OK, NEIN; äh, was mach ich denn jetzt?" Die Tür verriegelte sich und ich war eingeschlossen. Überall stieg Dampf auf. Dann blickte ich fassungslos nach unten und sah, wie sich meine Beine auflösten, dann der Rumpf, die Arme und schließlich auch noch der Kopf. Jetzt befand ich mich irgendwo im Weltall. Das konnte es doch nicht geben, ich wollte doch nach Hause!! Schnell kontrollierte ich, ob ich noch vollständig war durch die ganze Auflöserei - Gott sei Dank, es war noch alles da. Von meiner Perspektive aus konnte ich sogar die Erde sehen, während ich mit einer rasanten Geschwindigkeit durch das Sonnensystem flog. Schwerelos schwebte ich durch das Weltall. Langsam wurde mir schwindelig. Doch plötzlich tauchte er vor mir auf: der Mars! Ich flog direkt auf ihn zu - und landete sanft auf dem Boden. Da fiel mir ein, dass es im Weltall keinen Sauerstoff gab. Panisch versuchte ich durch die ungewohnte Gegend zu laufen, wobei es mir nicht gelang und ich deshalb manchmal kopfüber rannte. Ich konnte auch 20 Meter weit springen. Das war der Hammer. Doch wie kam ich überhaupt wieder nach Hause? "Oh Mist! Nein", schrie ich vor Verzweiflung, plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und Übelkeit überkam mich. Auf einmal bekam ich nichts mehr mit... als ich wieder aufwachte, lag ich in einem Raum mit Sauerstoff und konnte wieder normal atmen. Ich war erleichtert. "Hi!", klang es da an mein Ohr. Ich drehte mich aufgescheucht um. Vor mir stand ein komisches Wesen, das ungefähr doppelt so groß war, wie ich. Na, das war auch nicht besser als die Würmer in Griechenland. "Ich bin Marsiboy", sprach das Wesen nun, "ich wohne auf dem Mars." Es hatte eine gruselige, tiefe Stimme, war gigantisch, hatte eine schleimig, grüne Haut und in seinem Gesicht saßen ungefähr 30 neongelbe Augen, die mich so durchdringend anblickten als hätte ich etwas verbrochen. Bei dem Anblick wurde mir ganz schwummrig. "Hast du Hunger oder Durst oder kann ich dir irgendetwas bringen, zum Beispiel ein paar Atom-Mars-Käfer? Die sind eine Spezialität bei uns", sagte das überraschenderweise sehr gastfreundliche Wesen. Was zum Teufel sind Kernspaltungs-Mond-Käfer?", fragte ich verwirrt. "Das heißt Atom-Mars-Käfer. Diese Feinkost unseres Planeten sind Käfer, die auf der Marsoberfläche leben. Ich kann dir versichern, dass sie fantastisch schmecken", erklärte Marsiboy. "Ja und du glaubst wirklich, dass mich das jetzt interessiert, nachdem ich so viele Abenteuer erlebt habe, und dass ich jetzt Hunger auf irgendwelche ekeligen Marskäfer habe?", schimpfte ich. "OK, OK, soll ich mich schnell zur Erde beamen und dir einen Döner mitbringen?", fragte das Wesen grinsend. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen und unter anderem war mir sehr übel - ein Döner wäre wohl auch nicht gerade das Richtige. "Gibt es hier irgendwo eine Toilette oder etwas ähnliches?", wollte ich stattdessen wissen. "Die nächste Toilette ist zwei Kilometer entfernt, in Marsistadt", berichtete er. Mir wurde noch mulmiger bei dem Gedanken, jetzt zwei Kilometer zur nächsten Stadt laufen zu müssen und dort eine Toilette zu suchen. Zornig ließ ich ihn stehen und machte ich mich auf den Weg, wobei es mir so vorkam, dass ein Kilometer auf dem Mars ungefähr 15 Kilometer auf der Erde waren. Nach fünf Stunden erreichte ich endlich eine Toilette und am Abend war ich dann wieder bei Marsiboy. Plötzlich zischte und krachte es. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, bis Marsiboy seine Haustür öffnete und ein Überraschungs-Raumschiff da stand. Der Fahrer stieg aus und sagte: "Guten Tag, mit diesem Raumschiff kann man zur Erde fahren. Allerdings dauert die Fahrt zwei Tage, das heißt, es ist eine Übernachtung inklusive. Für genug Proviant ist natürlich bestens gesorgt." Bei dem Gedanken, endlich nach Hause zu können, wurde ich ganz froh. Ich verabschiedete mich von Marsiboy und stieg ohne Gepäck ein, da ich schließlich keins dabei hatte, weil es ja erst nur ein ganz normaler Ausflug mit dem Fahrrad sein sollte. Ich dachte daran, dass ich schon mindestens neun Tage mein Zuhause nicht mehr gesehen hatte und nun schon zwei Tage auf dem Mars lebte. In dem Fahrzeug standen gemütliche Sessel, ich bekam ein Zwei-Zimmer-Appartement und Vollpension - allerdings vermied ich die Atom-Mars-Käfer am Buffet. Zwei Tage später landete das Gefährt in Deutschland, genauer gesagt in … München, und ich stieg erleichtert aus. Dann griff ich in meine Hosentasche, zog mein Handy heraus und rief daheim an. Als ich endlich abgeholt wurde, erzählte ich aufgeregt die ganze Geschichte - meine zwei Freunde waren auch dabei - und blickte dabei in ungläubige Gesichter …



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