Beiträge aus dem
Schuljahr 2004 / 2005
Römisches Gastmahl
"Das schmeckt ja wirklich gut!" David ist ehrlich überrascht, denn er hätte nie gedacht, dass eine Würzsoße aus Traubensaft, Essig, Honig und Sojasoße, die wir als Ersatz für das römische liquamen verwenden, eine Delikatesse sein könnte. Gemeinsam mit einigen Mitschülern schmeckt er die Soße sorgfältig ab. "Wir brauchen noch etwas Essig." - "Nein, es gehört mehr Sojasoße dazu". Es dauert einige Zeit, bis die Köche mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Ruhiger geht es bei der Gruppe zu, die die Gewürze im Mörser zerkleinert. Die Pfefferkörner und Koriandersamen erweisen sich als recht hartnäckig und so manchem Schüler wird bei der Arbeit der Arm schwer. Man wechselt sich ab, bis alles fein gemahlen ist. Denn die Gewürze sind besonders wichtig: Sie machen die Eigenart der römischen Küche aus.
In der Mittagspause zwischen Vormittagsunterricht und den Intensivierungsstunden am Nachmittag wird heute einmal altrömisch gekocht und gegessen. Dafür hat die Lateinlehrerin aus dem berühmten Kochbuch des Apicius ein Gericht ausgesucht, das schnell zuzubereiten ist und mit schlichten Zutaten auskommt: das minutal Matianum oder Frikassee à la Matius. Die Klasse 6e hilft zusammen: Die Jungen und Mädchen braten das Fleisch an, bereiten Brühe zu, schneiden Lauch und Äpfel klein und stellen die verschiedenen Würzmischungen und Würzsoßen her, die so typisch für die römischen Gerichte sind.
Als Getränk wird posca serviert, das Lieblingsgetränk der Legionäre: Wasser mit einem kleinen Schuss weißem Balsamico-Essig.
Nach einer halben Stunde schon sitzt die ganze Klasse an der großen Tafel und wartet gespannt auf ihr Essen. Wie erwartet schmeckt es vorzüglich. Die Rezepte des Apicius sind eben auch nach 2000 Jahren noch empfehlenswert.
Aus dem römischen Kochbuch des Apicius:
Minutal Matianum*
Frikassee à la Matius*
* aus: Marcus Gavius Apicius. De re coquinaria / Über die Kochkunst. (hrsg. von Robert Maier). Stuttgart, 1991
Adicies in caccabum oleum, liquamen, cocturam, concides porrum, coriandrum, isica minuta. Spatulam porcinam coctam tesselatim concides cum sua sibi tergilla. Facies, ut simul coquantur. Media coctura mala Matiana purgata intrinsecus concisa tesselatim mittes. Dum coquitur, teres piper, cuminum, coriandrum viridem vel semen, mentam, laseris radicem, suffundis acetum, mel, liquamen, defritum modice et ius de suo sibi, aceto modico temperabis. Facies, ut ferveat. Cum ferbuerit, tractam confringes et ex ea obligas. Piper asparges et inferres.
Gib in einen Topf Öl, Liquamen und Brühe, schneide Lauch, Koriander und Gulasch klein. Schneide gekochte Schweineschulter zusammen mit ihrer Schwarte in Würfel. Lass es zusammen kochen. Wenn es halb gar ist, gib matianische Äpfel ohne Kerngehäuse in Würfel geschnitten dazu. Während es kocht, stoße Pfeffer, Kümmel, frischen Koriander oder Koriandersamen, Minze, Laserwurzel, gieße dazu Essig, Honig, Liquamen, ein wenig Defritum und vom eigenen Saft und schmecke mit ein wenig Essig ab. Lass es aufkochen. Wenn es aufgekocht ist, zerböckele Teig und binde damit. Streue Pfeffer darauf und serviere.