Beiträge aus dem 
aktuellen Schuljahr

 

 

P-Seminar Geschichte 2009/11:
„Zeitzeugenprojekt zu Formen lokaler Jugendkultur im Raum Beilngries ab 1945“

„Als einleitende Frage würden wir gern Folgendes wissen: Wie würden sie persönlich Jugend definieren und wann waren sie ‚jugendlich’?“ So begannen viele unserer Gespräche mit Beilngriesern und Anwohnern umliegender Dörfer verschiedener Altersgruppen. Wir wollten ein Jahr lang wissen: Wie erlebten die Menschen hier in unserer Umgebung ihre Jugend? Inwieweit hat sich der Alltag von Jugendlichen zwischen Kriegsende und Gegenwart gewandelt? Wie wirkten sich Individualisierungs-, Pluralisierungs- und Globalisierungsprozesse in Politik, Ökonomie und Kultur der Gesamtgesellschaft auf „Die Jugend“ aus, die sich spätestens seit den 1970er Jahren in kaum mehr überschaubare Parzellen aufgelöst hat? Der Rahmen für diese Interviews war das P-Seminar Geschichte, welches 10 Schüler der damaligen Q11 im Februar 2010 das erste Mal besuchten. Unter Leitung von Herrn Habermann versuchten wir das Thema des Seminars „Zeitzeugenprojekt zu Formen lokaler Jugendkultur im Raum Beilngries ab 1945“ zu erschließen und mit Erkenntnissen zu füllen. Doch begonnen werden, musste erst einmal mit dem Erlernen der Grundlagen: Wie führe ich ein Interview? Wie gehe ich adäquat auf mir unbekannte Personen zu? Und wie kann ich das herausfinden, was ich wissen möchte? Um uns diese Techniken näher zu bringen, organisierte Herr Habermann sogar den Besuch eines befreundeten Journalisten. Im Juni 2010 stand uns Markus Erlwein, ein schon bei verschiedenen Zeitschriften (u.a. Musikmagazin VISIONS, Kicker Sportmagazin) beschäftigter Journalist, mit gutem Rat zur Seite. Mit den richtigen Strategien an der Hand, konnte nun weiter vorbereitet werden. Wir teilten uns in drei Gruppen auf, jede für eine andere Altersgruppe zuständig, von den Geburtenjahrgängen der späten 1930er bis hinein in die späten 1970er. Fragenkataloge wurden erstellt, und die ersten Interviewpartner angeworben. Die Suche erwies sich anfangs als nicht allzu einfach, waren doch Verwandte aus der Zielgruppe wegen möglicherweise eher zurückhaltenden Erzählungen ausgeschlossen worden. Doch schließlich wurden die ersten Zeitzeugen zu Themen wie Schule, Familie, Freunde und Beziehungen, Trends und Freizeit befragt und die Gespräche gewissenhaft mit den eigens fürs Seminar erworbenen Diktiergeräten aufgenommen. So entstanden ca. 30 Interviews mit Befragten aus allen Tätigkeitsbereichen, von der Hausfrau bis zur lokalpolitischen Prominenz. Ein großer Teil der Arbeit folgte, das Tonmaterial wollte transkribiert, also zu Papier gebracht werden, und natürlich musste eine Auswertung und Überprüfung der Ergebnisse folgen. In Rahmen dieser besuchten alle Seminarteilnehmer im Januar 2011 das Archiv des Donaukuriers Beilngries, in dem uns Frau Adam und Herr Riedl, mit allen Mitteln versuchten zu helfen. Sowohl das digitale als auch klassische Zeitungsarchiv wurden nach Bestätigungen und Ergänzungen unserer Informationen durchforstet. Im Februar hatten wir dann endlich unsere Ergebnisse in eine präsentierbare Form gebracht. Anschauungstafeln können von den Mitschülern und Lehrern in der Aula zur Information genutzt werden. Sich zu fremden Menschen in die Küche zu setzen, und Gesprächspartner, die nach anfangs verhaltenen Antworten immer mehr ins Erzählen über vergangene Tage verfielen, waren wohl für die meisten das Besondere am Projekt. Im Laufe der Gespräche erfuhren wir viele persönliche Geschichten der Zeitzeugen, über die erste Beziehung, die Rebellion gegen die Eltern, und die unvergesslichen Zeiten mit den Freunden. Eben all das, was Jugend ausmacht.

Maria Dotzer, Q12
verantwortlich StR Jens Habermann