Beiträge aus dem 
aktuellen Schuljahr
 


Geschichten aus der Deutsch-Intensivierung


Der Brunnen der Urd


Kapitel 1 Die Fahrradtour
…Wir machten uns also mit unseren Fahrrädern auf den Weg. Es war einer der letzten schönen Sommertage und wir alle waren gut gelaunt und machten Witze. Jonas sagte: "Wir müssen nochmal anhalten, ich habe schon wieder Hunger!""Schau lieber nochmal nach, ob du überhaupt noch was dabei hast!", entgegnete Christian. Ich musste laut lachen und verschluckte mich dabei. Doch auf einmal quietschten meine Räder. Es ging steil bergab. "Uaaaaaaaa! Sofort bremsen!", brüllte ich. Meine Hose hatte sich in der Kette verfangen, schlagartig blockierten die Räder und ich konnte nicht mehr lenken. "Jetzt ist es aus!", dachte ich mir. Ich verlor die Kontrolle über das Rad. Da erblickte ich auch noch ein großes Schlagloch vor mir! Es kam immer näher und näher! Erregt dachte ich: "Das ist der Brunnen der Urd mit dem man in die Unterwelt gelangen kann!". Mit letzter Kraft versuchte ich noch den Lenker herumzureißen. Doch es war zu spät! Verzweifelt schloss ich die Augen, holte noch einmal tief Luft und wartete… da spürte ich eine leichte Feuchte auf meiner Haut und öffnete vorsichtig ein Auge, um zu sehen, was los war: doch - nichts, außer grünem Nebel und einem großen Tor. Langsam öffnete ich das zweite Auge und vorsichtig sagte ich mit zitternder Stimme:"Hallo! Ist da jemand?" Es kam keine Antwort. "Haaallooo!", rief ich jetzt laut. "Hallo", entgegnete mir eine gefährlich tiefe Stimme. Langsam und mit klopfendem Herzen drehte ich mich um und sah ein zyklopenähnliches Wesen mit einem roten Auge, das mir jetzt tief in die Augen blickte. Das Wesen näherte sich langsam und endlich konnte ich erkennen, was es war. Ich zuckte vor dem erschreckenden Anblick zusammen und robbte ein Stück zurück:"Wer bist du?", fragte die Stimme. "Ich- äh, ich, ich bin Roman", stammelte ich. "Ich bin Gargarensis, der Chef der Torwächter der Unterwelt", entgegnete er mir. "Warum hat du denn eine Mistgabel in der Hand?", fragte ich interessiert. "Das ist keine Mistgabel, das ist dein Dreizack!", schnauzte er mich an. Ich zuckte zurück. Da fiel mir ein, dass ich noch gar nicht gefragt hatte, wo ich überhaupt gelandet war: "Wo bin ich denn überhaupt?", wollte ich zaghaft wissen. "Du bist in der Unterwelt. Von dort oben bist du runtergefallen", erklärte er mir. Ich blickte nach oben, sah einen schwachen Lichtschimmer und schluckte. "Wie komme ich denn hier überhaupt wieder heraus?", fragte ich vorsichtig. "Es gibt nur einen Weg, wie man wieder herauskommen kann", antwortete er, "dieser Weg wird aber von unseren Gegnern, den Atlantern, besetzt und wir haben es noch nicht geschafft, sie zu überlisten." Lange Zeit herrschte Totenstille. Plötzlich hatte ich eine geniale Idee: "Wir könnten uns als Wachposten der Atlanter verkleiden. Vielleicht kommen wir dann durch." "Ich habe noch eine viel bessere Idee, wir verkleiden uns als Brokk und Odysseus", schlug Gargarensis vor.

Kapitel 2 Die Flucht
"Äh …, ich weiß zwar nicht so genau, was das ist, aber ist ja egal", stammelte ich. Doch da gab es noch ein Problem: Wo bekamen wir die Kleider her? "Ich weiß", sagte Gargarensis, "wie wir die Kleider bekommen. Wir lauern ein paar Hopliten auf, fesseln sie und schnappen uns die Kleider." "Ist das nicht etwas gefährlich?", fragte ich beunruhigt. "Zusammen schaffen wir das schon!", beruhigte mich Gargarensis. Doch irgendwie hatte ich immer noch ein komisches Gefühl im Bauch. Kurz darauf machten wir uns auf die Suche nach einer geeigneten Stelle, an der oft Hopliten vorbeikamen, versteckten uns vorsichtig hinter einem Busch und warteten. Nach einer Weile konnte ich dann ein paar Soldaten in der Ferne erkennen. Sie kamen immer näher. Mit der Zeit konnten wir verstehen, was sie redeten. Ein bisschen Gänsehaut hatte ich bei der Sache schon. Plötzlich guckte einer von ihnen zu uns herüber. "Ich glaube", flüsterte ich, "die haben uns entdeckt." Keine Sekunde später fingen alle laut zu schreien an. Vor lauter Angst versteckte ich mich hinter Gargarensis. "Das ist unser Ende!", dachte ich mir. "Warum machst du dir denn die ganze Zeit so viele Sorgen?", fragte er mich, denen werde ich jetzt mal gründlich den Hintern versohlen!" Es blieb mir keine Zeit mehr nachzudenken und ihn zu warnen, denn Gargarensis sprang sofort aus dem Gebüsch und fesselte den ersten Hopliten mühelos an einen Baum. Sofort rannte er auf den zweiten Hopliten zu, drückte ihn zu Boden und versuchte, ihn so schnell wie möglich zu fesseln. Im ersten Moment war ich erleichtert. Doch als plötzlich der dritte Hoplit sein Schwert kraftvoll aus seiner Scheide zog und Gargarensis ins Bein stach, verkroch ich mich noch weiter hinter dem Busch, um das Leid meines inzwischen guten Freundes nicht mit ansehen zu müssen. Ein weiterer Aufschrei ertönte, doch irgendetwas war anders. Vorsichtig lugte ich aus dem Busch hervor. Alle Hopliten waren an einen Baum gefesselt. Im ersten Moment war ich erstaunt und dann überkam mich Erleichterung, gefolgt von großem Schrecken, denn direkt vor mir lag Gargarensis auf dem Boden. Er sah nicht gut aus. In seinem Bein klaffte eine tiefe, blutige Wunde. "Wie geht es dir?", fragte ich vorsichtig. Gargarensis entgegnete schwach: " Du musst mich zurücklassen. Ich kann nicht laufen!" Ich erschrak fürchterlich als ich das hörte. Allein schon der Gedanke, Gargarensis, meinen guten Freund, zurücklassen zu müssen, ließ mich erschauern. "Das kann ich auf keinen Fall tun!", entgegnete ich ängstlich. Doch plötzlich hörte ich lautes Getrampel - Hopliten!!! Im ersten Moment wusste ich aus Panik nicht, was ich tun sollte. Doch dann rannte ich so schnell wie möglich weg. "Gargarensis ist bestimmt schon tot", dachte ich, und mir lief ein weiterer Schauer über den Rücken und Tränen traten mir in die Augen. Aber ich hatte jetzt keine Zeit zum Nachdenken, also lief ich so schnell wie möglich weiter. Nach gefühlten drei Stunden konnte ich endlich das Tor sehen. Es war 30 Meter hoch und zehn Meter breit und von Soldaten bewacht. Ich keuchte und schnaufte wie eine alte Dampflok. Doch auf einmal schoss es mir durch den Kopf: " Die Kleider! Die hatte ich ganz vergessen! Was mache ich denn jetzt? ", dachte ich verzweifelt. Die Wachen vor mir sahen aus, als könnten sie mich jeden Moment in tausend Fetzen zerreißen. Da spurteten die Soldaten auch schon auf mich zu! Ich schrie lauthals um Hilfe und mein Herz begann schlagartig zu rasen. Je näher die Soldaten kamen, desto lauter wurde ihr Getrampel. Die Erde bebte unter meinen Füßen. Doch auf einmal öffnete sich das Tor … und da stand Gagarensis! "Wie hat er es nur geschafft? ", fragte ich mich verblüfft. Die Soldaten rannten jetzt zu meinem Erstaunen an mir vorbei! Sie schienen vor Gagarensis wegzulaufen. Dann lief ich auf meinen Freund zu, verabschiedete mich ganz herzlich von ihm und bedankte mich für alles. " Ich komme dich mal wieder besuchen!", versprach ich ihm noch und huschte durch das Tor.

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