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Das Fach Biologie am Gymnasium
Zu
den zentralen Zielen des Unterrichts im Fach Biologie am Gymnasium
gehört es, den Schülern eine Übersicht zu geben über "Phänomene des
Lebens" auf unserer Erde, oder anders ausgedrückt, darüber, welch
unterschiedliche Lebewesen auf unserem Planeten leben und lebten und
ebenso über all die Vorgänge, die für ihr Dasein notwendig sind.
Darüber hinaus sollen die Schüler Einblicke bekommen in die
fachspezifischen Arbeitsweisen eines Biologen. Dazu gehören nicht nur
das genaue Hinsehen und Beobachten eines Verhaltensforschers, oder das
gezielte Sammeln, Systematisieren und eventuell das statistische
Auswerten von Informationen durch einen Ökologen, sondern auch der
Umgang mit Mikroskop und Binokular, oder mit Reagenzgläsern,
Petrischalen und Pipetten, Nährmedien und Farbstoffen oder mit
Spezialchemikalien wie sie heutzutage in Mikrobiologie, Genetik und
Biotechnologie üblich sind. Auch führt der Biologe als typischer
Naturwissenschaftler Experimente durch, stellt somit Fragen an die
Natur und verifiziert oder falsifiziert Hypothesen und entwickelt aus
seinen Ergebnissen Modellvorstellungen. Diesen Weg der
Erkenntnisgewinnung nachzuvollziehen und zu verstehen, oder sogar
selbst beschreiten zu können, erfordert von unseren Schülern ein hohes
Maß an logischem und abstraktem Denken, gehört aber zu den Fähigkeiten,
über die ein Gymnasiast verfügen sollte, wenn er seine Schullaufbahn
nach zwölf Jahren beendet. All das sollte ihm Rüstzeug sein für sein
späteres Leben, nicht nur als Biologe oder Naturwissenschaftler,
sondern vielmehr in ganz anderen Berufen oder allgemein als
Staatsbürger in unserer Gesellschaft, in der ein Grundverständnis für
biologische Zusammenhänge notwendig sein wird, um begründete, von
Sachverstand geleitete Entscheidungen zu treffen. Schließlich hat sich
doch die Biologie selbst in den letzten Jahrzehnten enorm weiter
entwickelt und bedeutend an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen wie
die immer wieder aktuellen Diskussionen um Gentechnik und Bioethik
deutlich zeigen.
Gesellschaftliche Veränderungen etwa der verstärkte internationale
Wettbewerb haben Auswirkungen auch auf die Schulpolitik und führen zu
Veränderungen im Schulsystem. Mit der Einführung des achtjährigen
Gymnasiums haben sich auch neue Bedingungen für das Fach Biologie
ergeben. Der verstärkten Betonung experimenteller Aspekte und der
Zugehörigkeit der Biologie zu den Naturwissenschaften trägt die
Eingliederung in das Fach Natur und Technik (NT) in der 5. und 6.
Jahrgangsstufe Rechnung. Die beiden Schwerpunkte "Biologie" und
"Naturwissenschaftliches Arbeiten" von NT in Jahrgangsstufe 5 stehen
gleichberechtigt nebeneinander und haben einen Umfang von je 1,5
Wochenstunden. Die zentralen Themen der Biologie, nämlich "Der Körper
des Menschen" und "Die Lebensweise von Säugetieren" weisen zahlreiche
Vernetzungsmöglichkeiten zum "Naturwissenschaftlichen Arbeiten" auf,
etwa im Rahmen der Sinnesorgane zu den Bereichen "Licht" und "Luft"
oder unter ökologischen Gesichtspunkten zu "Wasser" und "Boden und
Gestein" und natürlich selbstredend zum Bereich "Umwelt und Leben".
Dass aus einer zeitgemäßen Biologie ein Dokumentieren und Präsentieren
von Ergebnissen mit Hilfe moderner Medien nicht mehr wegzudenken ist,
kommt in der Einbeziehung des einstündigen Schwerpunktes "Informatik"
in der 6.Jahrgangsstufe zum Tragen. Zwei Wochenstunden dagegen stehen
zur Erarbeitung der biologischen Kernthemen dieser Jahrgangsstufe,
"Wirbeltiere in ihren Lebensräumen" und "Bau und Lebenserscheinungen
der Blütenpflanzen", zur Verfügung.
Mit der 8.Klasse wird Biologie wieder zu einem eigenständigen Fach.
Leitfaden dieser Jahrgangstufe im G8 ist der Bereich Evolution, wobei
den Schülern - nach einer Übersicht über die verschiedenen Lebensformen
auf der Erde - mit der Evolutionstheorie eine naturwissenschaftliche
Erklärung zur Entstehung der Artvielfalt gegeben wird. Außerdem wurde,
dem Entwicklungsstand der Schüler entsprechend, das Kapitel
"Fortpflanzung und Entwicklung des Menschen" in diese Jahrgangsstufe
aufgenommen. In der 9.Jahrgangsstufe rückt das Thema "Information" in
den Mittelpunkt der biologischen Betrachtungen. Angefangen bei der
Speicherung und Weitergabe von Informationen im Erbgut (Lehrplankapitel
"Grundlagen der Genetik" bzw. "Angewandte Biologie - Gentechnik") über
ein Erkennen und Verarbeiten der Information "körpereigen -
körperfremd" im Zusammenhang mit dem Lehrplanabschnitt "Immunsystem und
Abwehr von Krankheitserregern" bis hin zur Informationsaufnahme und
-verarbeitung durch das "Nerven- und Hormonsystem". Zentraler und
wiederkehrender Lerninhalt aller dieser Lehrplanthemen ist dabei das
sogenannte Schlüssel-Schloss-Prinzip, durch das Informationen auf
molekularer Ebene erkannt bzw. gezielt weitergegeben werden können. Die
Behandlung von Nerven- und Hormonsystem leitet bereits über zu den
humanbiologischen Themen der folgenden Jahrgangsstufe. Unter der
Überschrift "Stoffwechsel des Menschen", untergliedert in "Ernährung
und Verdauung", "Atmung und Blutkreislauf", und "Stoffwechsel in der
Zelle" beschäftigen sich die Schüler der 10.Jahrgangsstufe mit dem
Menschen. Das Leben des Menschen steht - ebenso wenig wie das aller
anderen Lebewesen auf der Erde - isoliert, sondern ist stets in
Wechselbeziehung zu anderen Lebewesen und zur unbelebten Natur zu
sehen. Entsprechend erhalten die Schüler in der zweiten
Schuljahreshälfte der 10.Jahrgangsstufe einen Einblick in grundlegende
Themenbereiche der Ökologie, wobei allgemeine Zusammenhänge auch immer
auf das Beispiel eines konkreten Ökosystems wie etwa das Ökosystem Wald
bezogen werden sollen.
In der gymnasialen Oberstufe ist das Fach Biologie gekennzeichnet durch
eine verstärkte wissenschaftspropädeutische Ausrichtung. Die
behandelten Themen sollen aufklären über neue Forschungsbereiche der
Biologie wie Gentechnik und Biotechnologie und durch das neu erlangte
Sachwissen auch die Möglichkeit zur Orientierung in weltanschaulicher,
ethisch-philosophischer Hinsicht eröffnen. An die Behandlung des
Aufbaues der Zelle und der grundlegenden Stoffwechselvorgänge der
Lebewesen schließen sich klassische und molekulare Genetik und
Gentechnik sowie Themen aus der Neurophysiologie an. Die Jahrgangsstufe
12 startet mit Kapitel Evolution, um den "Menschen als Umweltfaktor" an
zuschließen und mit dem Themenblock Verhaltensbiologie abzuschließen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass nach dem G8-Lehrplan, für
die Schüler der Unterstufe besonderer Wert auf eine Weckung und Pflege
von Interesse an der Biologie und auf Freude an der Natur gelegt wird,
während mit der abstrakteren Denkweise älterer Schüler in den höheren
Jahrgangsstufen zunehmend die Behandlung komplexere biologischer
Sachverhalte in den Mittelpunkt tritt. Neu dagegen ist, dass es - um
der sich ständig erweiternden Stofffülle in der Biologie Herr zu werden
- in Zukunft verstärkt darauf ankommen wird, exemplarisch zu arbeiten
und sogenannte Basiskonzepte wie etwa "Struktur und Funktion",
"Variabilität und Angepasstheit" oder "Regulation" zum Kern
biologischer Betrachtungen zu machen. Diese zentralen Aspekte sollen
nach einer intensiven Einführung an möglichst vielen Beispielen
aufgegriffen werden, um so die Schüler an übergeordnete Grundprinzipien
der Biologie heranzuführen und in der Anwendung dieser Begriffe das
biologische Denken der Schüler weiter zu entwickeln. Gleichzeitig soll
durch eine Betonung von Grundwissen, kumulatives, d.h. dauerhaftes, auf
einander aufbauendes Lernen ermöglicht werden, das die Schüler in die
Lage versetzt, das geforderte Niveau von Bildungsstandards zu erreichen
und im internationalen Vergleich zu bestehen.
Nicole Porschke |
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